Etwas überrascht war ich schon über die heftigen Reaktionen auf unserer Facebook-Seite zum Thema Regelungen von Beerdigungen in der katholischen Kirche. Da gibt es erstens darum, noch einmal zu bekräftigen, dass Feuerbestattungen gehen und das genauer zu fassen, zweitens ging es darum darauf hinzuweisen, dass das Verstreuen der Asche keine katholische Form der Beerdigung ist.
Da wolle Kirche sich in die Entscheidungen von Menschen einmischen, verhalte sich übergriffig, sei von gestern, solle doch bitte bei den Menschen ankommen, so waren die Kommentare.
Im Geschichtsstudium habe ich mal gelernt, dass die beste Weise, eine vergangene Kultur kennen zu lernen, der Blick auf die Beerdigungsriten ist. Wie geht eine Gesellschaft mit denen um, die nicht mehr da sind. Erinnern wir uns? Brauchen wir einen Ort für die Erinnerung? Wohl gemerkt, nicht der dann schon Gestorbene, sondern die Lebenden?
Beerdigen ist nicht nur eine Entscheidung der Menschen, die über ihren Körper verfügen. Sondern auch der Gemeinschaft, die sich erinnert. Und wenn diese Gemeinschaft eine glaubende Gemeinschaft ist, darüber hinaus auch noch eine, die an die Auferstehung des Leibes glaubt und den Köper nicht von der Seele trennen will, dann hat das Auswirkungen auf die Beerdigungsriten.
Beerdigungsriten stehen für eine Gemeinschaft
Die Asche zu verstreuen ist ein Zeichen dafür, dass man nicht erinnert werden will. Kein Ort, kein Grabstein. Früher hat man das sogar absichtlich benutzt, um die Erinnerung an einen Feind auszulöschen. Es gibt keinen Ort mehr, wo getrauert wird. Die Kirche sagt dazu eben nein, wir brauchen als Menschen und als Gemeinschaft einen Ort für die Trauer.
Und was soll bitte schlimm daran sein, dass eine Gemeinschaft sich selber Regeln gibt? Die meiste Häme ergießt sich immer dort, wo jemand einen Eingriff in die persönliche Freiheit vermutet. Als ob die Kirche noch tagtäglich Vorschriften machen würde. Das ist doch völlig an der Realität vorbei. Ich persönlich sage über mich, dass meine eigene Beerdigung das geringste meiner Probleme ist.
Es gibt Regeln für Beerdigungen auch in Deutschland, man darf nicht alles. So gibt es die Sargpflicht für Erdbestattungen, etwas, was jetzt neu unter die Lupe muss bei Kulturen, die das nicht kennen und die anders beerdigen. Wollen wir es bei der Sargpflicht belassen oder andere Weisen der Bestattung aufnehmen? Das wird zu überlegen sein.
Was kann da falsch daran sein, dass eine Gemeinschaft für sich bestimmt, dass bestimmte Dinge nicht in Frage kommen? Damit wird es ja nicht der gesamten Gesellschaft aufgedrückt, es ist nur die Regelung der Gemeinschaft – in diesem Fall der Kirche – für die Mitglieder.
Es ist – und diese Wiederholung mache ich bewusst – eben keine Einzelentscheidung, sondern eine Entscheidung für die gesamte Gemeinschaft.