Weihnachten geht nicht ohne Kommentar, hier ist der meine.
Das Erinnern ist nicht alles. Auch wenn das erinnerte Ereignis 2.000 Jahre zurück liegt und auch wenn die Erinnerung durch die erzählten Geschichten wach gehalten wird, das kann und darf nicht alles sein.
Weihnachten ist ein Erinnerungsfest und ohne diese Erinnerung würden wir wahrscheinlich völlig im Konsum versinken. Dennoch ist es wichtig, die Gegenwart nicht aus den Augen zu verlieren. Weihnachten prägt immer noch das Heute der Christen: Gott auf Augenhöhe, Gott begegnet uns. Aber auch das ist noch nicht alles: Über die Menschwerdung werfen wir jetzt schon einen Blick auf Ostern, auf unsere Befreiung und Erlösung.
So Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz; hier sein vollständiger deutscher Text:
„Das Besondere dieses Festes besteht darin, dass es nicht nur ein Gedächtnis der Geburt Jesu Christi vor etwas mehr als zweitausend Jahren darstellt, sondern ein Geheimnis feiert, welches die Menschheit geprägt hat und noch prägt. Ein Geheminis, dass Gegenwart in sich trägt: Wir feiern, dass Gott gekommen ist und nun da ist, um unter uns zu wohnen (vgl. Joh 1,14). Er ist einer von uns geworden und bleibt einer von uns. Er hat nicht nur durch Menschenworte gesprochen, er ist selbst Mensch geworden. Er macht es uns möglich, ihm heute zu begegnen. Er begibt sich auf Augenhöhe, wie bei den Hirten von Betlehem, die ihn im kleinen Kind in der armseligen Krippe als ihren Herrn erkannt haben. An Weihnachten tritt Gott konkret in die Geschichte die Erde, dieser Menschheit ein und wird Mensch, um den Menschen sozusagen hochzuheben, zu sich zurückzuführen. So steht dieses Werk von Anfang an auch in der Perspektive von Kreuz und Auferstehung. Die Erniedrigung in der Krippe ist ein Anfang, ein Schon-Hingehen auf das Leiden und Sterben des Erlösers. Das will uns sagen: Gott wird Mensch, um Tod und Sünde zu besiegen, um uns zu erneuern. Der Tod, der seine Last auf der menschlichen Natur liegt, wird durch die Gegenwart Gottes auf dieser Erde besiegt, auch wenn sein Schatten bleibt. Das innerste ist ihm genommen, weil die Tür zu Gott offen steht. Gott beugt sich über unsere Unvollkommenheit und Schwäche, er füllt sie aus mit der Kraft seiner Liebe, um uns in seiner Gegenwart zu vollenden.“
Die kleinen, persönlicheren Begegnungen Papst Benedikt XVI. gehören für mich zu den wirklich starken Ereignissen im Papstjahr. Nicht immer und schon gar nicht bei allen Reisen bleibt Zeit dazu, aber der Besuch bei der Bahnhofsmission im vergangenen Jahr oder jetzt im Gefängnis von Rom zeigen, dass das Höhepunkte sind. Beeindruckend für alle Beteiligten, das konnte man sehen.
Was der Papst gesagt hat, war persönlich an die Gefangenen gerichtet, nicht allgemein gehalten.
An diesem Montag empfing der Papst dann Kinder, Mitglieder des italienischen Verbandes ‚Katholische Aktion’. Das war zwar vom Setting etwas formaler und fand im Vatikan statt, war aber trotzdem auch eines dieser persönlicher gehaltenen Treffen.
Für beide Besuche gilt, was Benedikt XVI. den Kindern sagte: „Ich bitte euch, im diesem täglichen Wort auch den Ruf eines anderen zu hören, der euch liebt: einen Ruf Gottes zum Leben“. Es geht: Man kann in seinem eigenen Leben Gottes Ruf hören. Der Papst will Hilfestellung geben. In der Regel Mittwochs, bei den Audienzen, aber ganz besonders eben auch bei diesen ‚kleinen’ Pastoral-Treffen.
Der Papst ist stark, wenn er Seelsorger ist. Das zeigen mir diese kleinen, undramatischen Ereignisse. Die pastorale Seite des Papstes wird gerne unterschätzt und Wert gelegt auf den „Professor Ratzinger“, aber man sieht bei diesen Treffen, dass man etwas übersieht, wenn man den Papst darauf beschränken will.
… müssen Christen gegen Vereinnahmung des Weihnachtsfestes durch Konsum und Werbung protestieren, es scheint ein fester Bestandteil zu sein. Der Anlass in diesem Jahr ist die Werbung des „Media Marktes“. Dort heißt es: Weihnachten wird unterm Baum entschieden!
Die Empörung ist vorprogrammiert: Das Fest verkomme zu einem Anlass für Konsum und gegenseitige materielle Bereicherung, die Menschlichkeit werde verletzt etc. Der Diözesanrat des Bistums Augsburg findet diese Art der Werbung, die sich aufdringlich auf großen Plakaten und im Fernsehen zeige, abstoßend. Das ist alles richtig und es ist wichtig, dass wir uns Christen das Fest nicht wegnehmen lassen.
Aber warum nicht zu den gleichen Waffen greifen? Aufmerksamkeit, Öffentlichkeit, Werbung? Originell streitet die Katholische Landjugend in Bayern gegen den Werbeslogan. Bei Facebook ist eine Veranstaltung angekündigt: „Weihnachten wird in der Krippe entschieden“ heißt es dort. Sie wolle die Menschen sensibilisieren, sagt Melanie Zink von der KLJB, die diese Aktion gestartet hat. Der große Zulauf habe sie überrascht. Und dann nennt sie die Begründung, mit der ich mich persönlich am besten anfreunden kann: „Die Werbung hat mich einfach genervt.“ Sie ist aufdringlich, sie ignoriert alles, wofür Weihnachten steht, sie spielt nur die Konsuminstinkte an, und so weiter. Und wenn wir schon dabei sind: Wer nichts hat, verliert. Das ist die Botschft des Werbespruchs. Wer nicht viel Geld ausgibt, verliert. Das ist wirklich unmenschlich, von unchristlich mal ganz zu schweigen. Wen die Werbung auch nervt: Die Facebook-Seite findet sich hier.
Ihnen allen noch einen gesegneten Advent!