Mehr gab es zu Gier, tötender weil ausschließender Wirtschaft, Egoismus und Kapital eigentlich nie zu sagen. Lesen wir also Basilius von Cäsarea († 379) – die fünfte der Exegetischs paränetischen Predigten, Kapitel 7. Veröffentlicht durch die Universität Freiburg/Schweiz. Gute christliche Tradition in alttestamentarisch-prophetischer Sprache.
Wem tue ich Unrecht, fragt der Geizige, wenn ich das Meinige zusammenhalte? Aber sage mir, was ist denn dein? Woher hast du es bekommen und in die Welt gebracht? Wie wenn einer im Theater, der bereits seinen Platz hat, die nachher Eintretenden fernhalten und den allgemein zugänglichen Raum als sein Eigentum ansprechen wollte, so ähnlich gebärden sich die Reichen.
Die gemeinsamen Güter nehmen sie zuerst in Beschlag und machen sie durch diese Vorwegnahme zu ihrem Privateigentum. Würde jeder nur soviel nehmen, als er braucht zur Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse, das Übrige aber dem Dürftigen überlassen, dann gäbe es weder Reiche noch Arme. Bist du nicht nackt aus dem Mutterschoße gekommen, und wirst du nicht nackt wieder zur Erde zurückkehren? Woher hast du denn deine Güter?
Sagst du: vom Zufalle, dann bist du gottlos, weil du den Schöpfer nicht erkennst und dem Geber keinen Dank weißt. Bekennst du aber, sie seien von Gott, dann nenne mir doch den Rechtstitel, auf den hin du sie erhalten hast! Ist Gott nicht ungerecht, dass er an uns die Lebensgüter so ungleich verteilt? Warum bist du dann reich, jener aber arm? Jedenfalls nur deshalb, damit du für deine Güte und treue Verwaltung einen Lohn erhältst, der Arme aber mit den herrlichen Preisen der Geduld bedacht werde. Du aber raffst alles im unersättlichen Schoße deiner Habsucht zusammen und glaubst, keinem Unrecht zu tun, wenn du so viele beraubst.
Wer ist denn ein Habsüchtiger? Wer sich mit dem Ausreichenden nicht begnügt. Wer ist ein Räuber? Wer jedem das Seinige nimmt. Bist du nun kein Habsüchtiger, kein Räuber, wenn du das, was dir in Verwaltung gegeben worden, als dein Eigentum ansprichst?
Wer einem andern die Kleider auszieht und sie nimmt, wird als Räuber bezeichnet; wer aber einen Nackten nicht kleidet, obschon er es machen könnte, verdient der etwa eine andere Bezeichnung? Dem Hungrigen gehört das Brot, das du zurückhältst, dem Nackten das Kleid, das du um Schranke verwahrst, dem Barfüßigen der Schuh, der bei dir verfault, dem Bedürftigen das Silber, das du vergraben hast.
Du tust also ebenso vielen Unrecht, als du hättest geben können.
Danke!
Mutiger Pater Bernd Hagenkord,
es ist so wie Sie schreiben. Aber warum ist es so? Das müsste erklärt werden. Ich fange bei Esopi Leben und Fabeln an. Das ist ein Kinderbuch, es enthält vier Passagen. Die Fabeln, die Erklärungen der Fabel und die Tugendlehren und als Abschluss jeweils einen Spruch. Bei der Fabel „Von dem Adler und dem Raben“ steht der Spruch: „Wer mehr will als er kann verwalten wird Schimpf und Spott zum Lohn erhalten.“ Was soll das, wenn vielleicht „Hans im Glück“ den Kindern erzählt wird oder gar „Tischlein deck dich“. Es bring nichts, wenn die Tugendlehre fehlt. Die Grimms haben es versäumt sie dazu zu schreiben. Greift sich dann ein Erwachsener Tolstoi „Nach vierzig Jahren“ so ist die Tugendlehre inbegriffen, aber es ist schon zu spät. Was fehlt dieser Zeit, die Zeit den Heranwachsenden dies und das zu erklären. Die Eltern fehlen, sie haben keine Zeit und der Opa, der dem Enkel erklärt, wie viel Arbeit und Zeit er brauchte um die Eigentumswohnungen zu erwerben, die er dem Enkel vererbt, damit der Spross für Arbeit keine Zeit braucht, denn er hätte ja auch keine Zeit gehabt für seinen Vater. Das macht das Kraut nicht fett, es verdirbt nur. Übrigens bei einer Neuauflage der Fabeln Esopi hatte der Verleger keine Zeit und die Tugendlehren weggelassen.
Die Tugendlehren müssen ganz früh beginnen.
Zum Beispiel:
Immer wenn ein Mensch zur Erde geschickt wird, stehen zur rechten und linken Seite des Allmächtigen zwei Engel. Der eine fragt den Herrn, soll er arm werden, der andere fragt, soll er reich werden. Der Allmächtige macht nur einen Fingerzeig. Weiter fragt der eine, soll er stark werden und der andere Engel fragt, soll er schwach werden. Der Herr gibt nur einen Fingerzeig. Und wieder fragt der eine, soll er klug werden, und der andere fragt, soll er dumm werden. Der Herr gibt nur einen Fingerzeig. Und schon ist wieder ein Mensch geworden mit all seinen Vor- und Nachteilen. Doch ob er ein Gottesfürchtiger oder ein Frevler werden wird, überlässt Er dem Menschen selbst.
Franziskus sagte erst kürzlich: „Mutig müssen die Christen sein.“ Das heißt, man muss die Frevler benennen und sich nicht zu deren Geld bekennen.
In einer Zeit des Übergangs von der legalisierten Duldung der Christen (313) bis zum Status einer Staatsreligion (380) predigt Basilius solches. Aus einer durchaus privilegierten Familie stammend bezieht er Position für die Armen, gegen die Besitzenden. Er deckt damit schlimme Verhältnisse auf, die noch heute herrschen. Um die 300 Jahre nach dem ersten Pfingsten und nach den Mahnungen des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth sowie kaum der Verfolgung entronnen, vergessen Christen bereits die „Option für die Armen“ – und zweitausend Jahre Christentum haben was daran geändert? Andererseits eine unwürdige Auseinandersetzung über Grundsätze der Individualmoral, gerade so, als würde das Heil der Welt daran hängen. Irgendwie erscheint mir vieles im wahrsten Sinne des Wortes ver-rückt, nicht mehr am rechten Platz stehend. Und manchmal frage ich mich, für was Christus gestorben ist.
Jesus ist für mich gestorben ,dass ich leben kann,weitergeben soll, dass andere die Freude daran haben und ich bereue herzlich sehr,dass ich gesündigt habe mit meinem Mund, mit meinen Augen.