Was man nicht alles so entdeckt, wenn man ein wenig herumliest und recherchiert. Ein Text, stark eingekürzt, über Technik, Kommunikation und die Kirche:
Vielleicht das auffälligste Erlebnis, das die geistige Situation der Gegenwart von Grund auf prägt, ist das Kleinwerden der Welt und eine gänzlich neue Einheit der Menschheit. Es gewinnt heute, unter den unerhörten Möglichkeiten der Technik, eine bestürzende Aktualität, welche das Bewusstsein auch noch des einfachsten Menschen erreicht. Die Sonderkulturen werden in zunehmendem Maß überdeckt von einer technischen Einheitskultur, die zwar gleichsam noch einzelne Dialekte zulässt, aber im großen und ganzen so etwas wie eine geistige Einheitssprache der Menschheit geworden ist.
Die Kirche wird in einem noch volleren Sinn als bisher Weltkirche werden müssen. Vor allem: Die Kirche sieht sich auch heute wie in den ersten Jahrhunderten wieder einer Einheitssprache gegenüber: dem einheitlichen Denken und Sprechen aus der technischen Zivilisation heraus, das sogar über die Grenzen hinweg gilt.
Es gibt keine Götter mehr, sondern die Welt ist unwiderruflich entgöttert, profan geworden, nur noch der Mensch ist auf dem Plan geblieben und empfindet nun freilich eine Art religiöser Verehrung für sich selbst.
Der Autor der Zeilen: Kardinal Joseph Frings. Sie stammen aus einem Artikel, den Frings vor dem Zweiten Vatikanum geschrieben hat, als Vorbereitung auf das Konzil. Dies nur als Hinweis für alle, denen die Zeitgeistanalyse aktuell vorkommt: so wirklich originell waren die vergangenen Jahre trotz der enormen Beschleunigung auch wieder nicht.
Zitat:
“Die Kirche sieht sich auch heute wie in den ersten Jahrhunderten wieder einer Einheitssprache gegenüber: dem einheitlichen Denken und Sprechen aus der technischen Zivilisation heraus, das sogar über die Grenzen hinweg gilt.”
Eine interessante damalige Erkenntnis. Man kann auch sagen: Weitsicht. Nur korrespondiert diese Weitsicht schlecht mit den Schluß, den man nach dem V.II. zog. Statt der “weltlichen neuen Einheitssprache” die bewährte kirchliche Einheitssprache gegenüberzustellen und damit wieder “auf gleicher Augenhöhe” zu sein, gab man diese der Bequemlichkeit halber quasi auf.
Die Folge war eine nicht zu übersehende Zerbröselung im Handeln und Denken und eine Zersplitterung der Weltkirche in viele größere, aber auch sehr viele kleine Sprachinseln. Da die Sprache aber das Denken formt, konnte unterschiedliches Denken nicht ausbleiben. Und das gefährdet unmittelbar die Einheit. Das ist der Zustand heute.
Gleichzeitig wurde der Trägheit und der faulen Ausrede ein weites Tor geöffnet. Und das bei gleichzeitig sich verstärkender internationaler Reisetätigkeit im geschäftlichen, aber auch verstärkt im privaten Bereich. Konnte man früher weltweit eine hl. Messe ohne fremdsprachige Kenntnisse besuchen (man kannte ja die lateinischen Texte), so war das fortan nicht mehr möglich. Seither findet Reisen ohne Gott und ohne Meßbesuch statt. Begründet mit der vordergründig plausiblen Formel: “Ich versteh’ ja eh nix.”
Die faktische Aufgabe der Einheitssprache Latein in Liturgie und Eucharistie war (ist) der größte Fehler der Kirche in der Neuzeit. Diesen Fehler zu beseitigen, sollte mit einer dringlichen Neuevangelisierung einhergehen.
In den Gottesdiensten hat man sich dank Latein allerdings überall zu Hause fühlen können.
@ quer:
Es ist ein Trugschluss zu meinen, wenn zwei dieselben Worte benutzen, würden sie dasselbe meinen. Oder meinen Sie dasselbe wie ich, wenn jede_r von uns beiden sagt: “Ich bin katholisch!”??
Und in Sachen Messbesuch im Urlaub sind Sie schlecht informiert oder schließen schlicht von sich auf andere: Es gibt eine Untersuchung wonach nach Weihnachten der Urlaub der zweitwichtigste Anlass ist, einen Gottesdienst zu besuchen. Da kann das mit der Sprache irgendwie nicht so die Rolle spielen.
@ Teresa:
Welchen Preis hatte das Latein in der Messe: sich gemeinsam im Nichtverstehen zu Hause fühlen. Tolle Einheit! In Taize sind die verschiedenen Sprachen kein Problem. Weder die, die aus dem Mund, noch die die aus dem inneren kommen. Es gibt genügend Leute, die inzwischen verschiedene “Sprachen” sprechen und verstehen – in aller Mehrdeutigkeit! – und die anderen durch ihr Übersetzen beim Verstehen helfen. Das ist unendlich viel wert und eine große Bereicherung, die für mich unmittelbar mit Pfingsten zu tun hat.
ameleo:die deutsche übersetzung damals war aus edlen motiven.man wollte die jugend in die kirchen bekommen, was aber in nullkommanichts daneben ging. ich bin ab dann draussen geblieben. heut singt man wieder in latein und griechisch…es wird immer mehr ausgeweitet. katholisch bezeichnet einen zustand, ameleo..weißt du doch. römisch katholisch heißt das…nebenher..jesus hat nicht latein geredet. weiß das jemand..ist mir alles klar. die lateinische sprache hat für mich einen himmlischen klang oder die griechische..alles subjektiv. mir gefallen aber auch deutsche versionen wie jesus saß mit seinen freundinnen und freunden.jo, wo war die jungfrau maria, wo waren martha und maria, wo maria magdalena? waren die nicht mindestens dienstmägde am tisch des herrn? man muss mal ein wenig realistisch bleiben bei allem, was so tradiert wird.neu evangelisierung kann nicht nur heißen, das evangelium verständlich für die heutigen menschen zu verkünden, sondern auch realstisch. ich denke da an die kreuzigung..was haben einzelne christliche richtungen draus gemacht an ästhetischem genuss..schön beschaulich..so ein jesus ist kein vorbild, wenn es ums leid geht. ums verkotzte.dem man nicht ausweichen muss. das man durchstehen kann.mit gott.dank jesus.der es uns vorgelebt hat.
Ameleo:Taize ist ein anderer Weg und du solltest mich doch genug kennen, um zu wissen, dass ich alles zulasse..nicht in Form von Wischiwaschi, sondern jede/r das, was er/sie versteht und was ihn oder sie zu Gott bringt. Da bin ich in guter ignatianischer Tradition.Mir geht es nicht um Latein als einzig wahre Göttersprache.Ich sage es hier zum 100 sten Mal: so wie Gott und Jesus unterschiedliche Wege zum Menschen gegangen sind, geht der Mensch unterschiedliche Wege zu Gott und Liturgie ist kein magischer Ritus, kein Voodoo Zauber, bei dem es knallt, wenn man die Texte verändert. Selbst im Bereich Magie dürfen die Könner die Texte verändern. Nur die Anfänger müssen sich fürchten.In die Ecke, Besen, Besen, bist’s gewesen.
Teresa:
Ja, dich kenne ich gut genug. Hier lesen aber auch andere Latein-Fans!
“Oder meinen Sie dasselbe wie ich, wenn jede_r von uns beiden sagt: “Ich bin katholisch!”??”
Ein jeder kann behaupten, was immer er mag. Ich kenne so manche, die sich ihren Spezialglauben zusammenbasteln und ganz sicher sind, “katholisch” zu sein. Obs’s hilft?
“….Latein in der Messe: sich gemeinsam im Nichtverstehen zu Hause fühlen…”
Es ist immer ein Fehler, persönliche Befindlichkeiten oder Unfähigkeiten als Allgemeingut zu sehen. Meine Frau als Konvertitin übt sich gerade mit Erfolg im Verstehen. Wer eine Liturgiesprache nicht versteht, versteht deshalb in seiner Muttersprache noch lange nicht die Eucharistie. Wäre es anders, käme es nicht zu vielen Entgleisungen im ordo novo.
Und: Keine der mit Rom unierten Kirchen des Orients und Konstantinopel ist je darauf verfallen, die jeweiligen Sprachen der Liturgie zu “modernisieren” oder zu verändern. Das Altslawische z.B. hat mit der modernen Sprache nur rudimentär zu tun.
Wie wahr, wie wahr. Das gilt für pro und contra. Latein, Griechisch, Hebräísch..sind Ameleo und Teresa ein großer Begriff.Die Sprache Jesu war…eli, eli, lama…das haben bereits die Kreuzgaffer nicht alle verstanden.
Oh Gott, mir kam die Zeitgeistanalyse sehr aktuell vor. Die Welt ist entgöttert, das stimmt schon lange. Jeder ist sich selber WohlfühlGott in allem Narzismus.Das Leid der Welt wird nicht mehr als Weg gesehen, auf dem man etwas lernen kann. Leid überwinden ist Leid abschaffen.Nicht mehr durchstehen,wie Jesus es durchgestanden hat. Wie reagiert inzwischen der Mensch auf das Kleinwerden der Welt? Mit Abwehr und Ghettos. Geistigen Ghettos und greifbaren Ghettos. Man will bewahren, was ja verständlich ist. Muss einfach die Ohren und Augen verschließen, weil man sonst überrollt wird.Kann auch immer weniger zwischen Kino und Realität unterscheiden. Meine Frage nun: wie kommt man da wieder raus?Ich halte sehr viel von den Wundern in der Bibel und von den Geschichten,die erzählen, wie Jesus, der gute Hirte, mit den Menschen umgegangen ist.
Zum Thema Einheitssprache fällt mir ein die hat es zu keiner Zeit gegeben, warum sollte es sie heute geben. Ich errinnere an ein Erlebnis in der Bibel wo alle in Zungen redeten und alle haben verstanden, warum wohl weil es die Sprache der Liebe war die in jeder Sprache gleichermaßen verstanden wird. Vielleicht sollten wir mehr in der Sprache der Liebe reden und alle würden sich besser verstehen.
Denkt KRP etwa an den Turmbau zu Babel?Oder daran, dass im Blog Deutsch gesprochen wird und es dennoch…diverser Dolmetscher bedarf, immer wieder neu?
Sicher in Babel hat der Herr auch die Sprache aller Welt verwirrt. Und sie ist heute noch verwirrt oder verwirrend, teilweise, oft. Nicht nur im Blog braucht es zeitweise einen Dolmetscher die deutsche Sprache allgemein ist mit seinen Dialekten und der modernen Sprachkultur so vielfältig geworden das man oft 2 mal hinhören und lesen muss um richtig zu verstehen und dann versteht doch jeder was anderes. Ich meinte aber das Pfingsterlebnis wo alle in ihren Sprachen redeten und hörten und doch verstanden. Sprache des Herzens – Sprache der Liebe. Eine Sprache die von Gott kommt durch die Gabe des Heiligen Geistes und im Gebet.
vielleicht genügt zuhören? nein,man muss auch die ansichten des anderen übernehmen..das ist das problem..meine muss allerdings niemand übernehmen..
Muss man die Ansichten eines anderen übernehmen, mit Sicherheit nicht. Meine Ansichten braucht auch niemand zu übernehmen.
KRP..dann bist du ein unsicherer Mensch, wenn man deine Ansichten nicht übernehmen muss und..ich auch..vielleicht gehörst du auch einer sogenannten Kirche an?
Mag sein das ich unsicher bin oder auch nicht, aber meine Ansichten braucht niemand übernehmen weil ich niemanden etwas aufzwinge. Ich sag nur m e i n e Meinung.
“….und der modernen Sprachkultur…”
…die sich immer mehr von der Sprache entfernt. Welch ein Humbug. Wer einmal seine Muttersprache wirklich gelernt hat, vergißt sie kaum mehr. “Moderne Sprachkultur” ist eine nette Verpackung für nicht gelernte und damit nicht vorhandene Kenntnis der Sprache.
Und damit schließt sich der Kreis, den jeder Logopäde unterschreibt: Wer die eigene Sprache nicht beherrscht und sich darin nicht präzise ausdrücken kann, wird niemals eine andere Sprache wirklich erlernen oder verstehen können. Auch nicht das Kirchen-Latein im Meßbuch. Ein Spiegel heutiger Bildung(sfähigkeit).
Heaven help, quer, welch kühne Behauptung!(pflegte unser Professor für Moraltheologie, ein Jesuit, immer zu sagen, wenn er angegriffen wurde).: Ich zitiere:”Humbug”. Meinen Sie Küchenlatein?J e d e r Logopäde..kennen Sie alle Logopäden? Und kennen Sie die ganze Menschheit? Hört sich so an.Alle Katholiken kennen Sie und wissen, dass 80 Prozent davon nicht echt sind oder zumindest unvollständig. Haben Sie ein bewegtes Leben! (Zitat Professor s.o.).
ui- ui- ui. quer. zum thema bildung(sfähigkeit) hat er uns auch das eine oder andere quere zu sagen. man fängt bei ihm in der tat ab ovo an..wenn man gezielt antworten will.da hat er sicher nicht viele zeitgenossen, die ihm widersprechen..trick 17?Nicht das viele wissen..macht es..sondern das gründliche. steht so ähnlich bei ignatius.von loyola. schmecken, verkosten..
“….unser Professor für Moraltheologie, ein Jesuit,..”
Ich hatte die Ehre, als Lehrer u.a. v.Nell-Breuning (Frankfurt) und Götz Briefs (Washington) zu haben, die mich z.B. in der Präzisierung meiner Sprache – eine Sache betreffend – entscheidend vorangebracht haben. Wer hat Sie in dieser Hinsicht fehlgeleitet?
Ein unartikuliertes Hosianna-Geblubber ermöglicht zwar Einblick in die Befindlichkeit, nicht aber in den Grund oder die Ursache dafür. Und gerade Letzteres wäre der einzige Grund, warum ein Agnostiker oder ein Atheist zuhören würde/könnte. Aber genau darauf kommt es bei einer Neuevangelisierung an.
KRP, das freut mich natürlich als Angehörige der Charismatischen Erneuerung. Glossolalie ist in der Tat die Sprache der Herzen.
Witzig, genau so einen Artikel von Frings zum bevorstehenden Konzil habe ich erst am Sonntag auch gelesen. Dabei handelte es sich um eine Rede an irgendeiner italienischen Uni und Frings hatte Angst, dass er für die harten Worte Ärger vom Papst bekommt. Aber beim nächsten Besuch in Rom beglückwünschte ihn Johannes XXIII. Und da stand auch, dass die Rede von Joseph Ratzinger geschrieben worden sei und Frings nur an einer Stelle umgeschrieben habe…
Tja, einerseits hatten sie recht mit der “technischen Einheitskultur” (man sieht das an den i-Phones überall und an dem unerschüttlichen Glauben an den wissenschaftlich-technischen Fortschritt), aber andererseits ziehen sich die Leute heute in noch mehr Subkulturen zurück als vor 40 oder von 20 Jahren. Und verstehen sich immer weniger.
Es wird noch lange brauchen, bis das Konzil verstanden wird und umgesetzt werden kann (um mehr Menschen für die christliche Botschaft zu begeistern).
Luky Luke, die Menschen ziehen sich in Subkulturen zurück, weil diese und auch das,was ich Ghetto nenne, ein zu Hause bieten. Der Mensch braucht ein irdisches Zu Hause neben dem, was er als Glaubender im Himmel hat. Wenn man das mal bei der Neuevangelisation bedenkt. Dieses Zu Haue wird mit Eifer verteidigt. Was dazugehört.
Hmm, als ich meine Zeilen schieb, hatte ich eine Familie mit drei jugendlichen Kindern im Kopf: Obwohl alle drei ähnlich komisch angezogen sind, gehören sie den verschiedenen Gruppen Punk, Emo und Gothic an… Bietet ihnen das ein Zuhause? Und nicht ihr Zuhause daheim? – Werden nicht langsam immer mehr kleine Unterschiede zu sehr betont? Und das in jedem Bereich: in neuen Sportarten, im Genre der bevorzugten Computerspiele, in spezialisierteren Berufstypen statt in Allgemeinbildung… Und viele haben dann keinen Kontakt mehr zu Leuten, die anders sind. Ist das Ganze nicht noch viel unübersichtlicher als noch vor 20 Jahren oder bilde ich mir das nur ein?
Ich bleibe nachdenklich während ich so über die Prärie reite… Gruß vom LuckyLuke
Was Sie erwähnen, gehört bei Jugendlichen zur Identitätsfindung. Gruppe dies und Gruppe das.Das Elternzuhause als Background.Meine beiden Söhne waren..sag ich lieber nicht. Wir haben immer darüber geredet, verboten habe ihnen nichts. Dafür sind sie mir heute dankbar.Warum reitet Lucky Luke über die Prärie? Er sucht. Unübersichtlich kommt dem Betrachter alles vor.. Die Gruppen an sich betrachten sich als sehr eindeutig.Mein 2. Sohn studiert Biologie Bachelor. Das sieht von aussen geistlos aus. Von innen legt man Wert auf Allgemeinbildung..