Es ist einer der Lieblingssätze des Papstes, den er immer wieder nennt. Und da an diesem Sonntag drei weitere Christen zu den Ehren der Altäre erhoben werden – wie eine Heiligsprechung offiziell heißt – versuche ich mich an einigen Gedanken zur Heiligkeit. Grundlage dafür soll ein Buch Joseph Ratzingers sein, dass man immer wieder aufschlagen kann, um sein Denken und seine Theologie zu verstehen: Die ‚Einführung in das Christentum’.
Das Problem mit der Heiligkeit ist – so verstehe ich den Theologen Ratzinger – , dass wir sie mit völliger Reinheit und Unberührtheit vom Bösen zu verwechseln neigen. Ein Heiliger steht hoch oben auf einer Säule, entfernt und damit entrückt. Das ist falsch gedacht. Uns ist es irgendwie nicht möglich, die Sünde zum Heiligen dazu zu denken. Wir wollen Trennen, schwarz-weiß denken.
Dabei ist es gerade dieses Nebeneinander, das die Heiligkeit Jesu ausmacht: Er ist bei den Sündern, sogar bevorzugterweise. Heiligkeit ist deswegen nicht als Trennung zu verstehen, so Ratzinger: hier das Heilige, da die Sünde. Die erlösende Liebe, die wir in den Heiligen wahrnehmen, zeigt sich eben nicht in Makellosigkeit und Trennung, sondern in der Tischgemeinschaft mit Sündern.
Wie viel Kritik ist an der Seligsprechung Johannes Pauls II. geäußert worden, die allesamt daran krankte, dass dieses Zusammen nicht gesehen wird? Die Verehrung von Heiligen ist eben nicht ein historisches Urteil über die Moralität eines Menschen, kein Ergebnis am Ende einer Gleichung, die Gutes und Schlechtes gegeneinander aufrechnet. Es geht um das Erkennen der erlösenden Liebe Gottes in der Welt.
Die Heiligen verändern die Welt, weil ganz normale Christen, keine Superchristen, diese Liebe zugelassen haben. Das ist es, was wir verehren.